Interview

„Hohe Wiederverwendbarkeit dank cleverer Designs“

„Hohe Wiederverwendbarkeit dank cleverer Designs“

INTERVIEW – Andreas Ganseforth ist Senior Produktmanager bei der Anedo GmbH, einem Entwickler für Steuergeräte in der Landtechnik. Schon seit langem beschäftigt er sich mit SPE als Technologieträger und schildert, welchen Stellenwert dieser im Bereich der mobilen ­Maschinen hat. 

Herr Ganseforth, erzählen Sie ein wenig über Ihren Arbeitgeber Anedo. 

Wir sind ein Unternehmen mit 40 Mitarbeitern und sitzen in der Region rund um Osnabrück – ein strategisch günstiger Standort für die Landtechnik. In einem Umkreis von 150 Kilometern befinden sich zahlreiche Hersteller. Osnabrück gilt als das Herz der europäischen Landtechnik. Wenn es um Anbaugeräte geht – also alles, was hinter dem Traktor hängt, dann ist die Konzentration im Norden besonders hoch. 

Unser Unternehmen beliefert viele namhafte Hersteller mit Steuergeräten und Bedienelementen. Wir sind also ein klassischer Zulieferer für Komponenten, beschränken uns dabei aber nicht nur auf die Hardware, sondern liefern auch die dazugehörige Software. 

Wir verstehen uns als Technologielieferant und das Thema Test und Rückverfolgbarkeit ist bei uns besonders wichtig, weil viele unserer Steuergeräte in Maschinen  verbaut sind, die auch auf der Straße fahren. Daher müssen wir die strengen Automobilstandards in Bezug auf Prüfungen und Rückverfolgbarkeit einhalten. Unsere Reklamationquote liegt bei nur 0,5 % bei 20 000 produzierten Geräten pro Jahr. Die Anforderungen der Automobilindustrie können wir also problemlos erfüllen und nachweisen. 

Wir entwickeln mit rund 20 unserer Mitarbeiter unter anderem Produktplattformen, die wir dann an die individuellen Anforderungen der Hersteller anpassen. Uns ist es wichtig, unseren Kunden größtmögliche Freiheit zu lassen. Wir wollen sie nicht von uns abhängig machen, sondern bieten einen offenen Technologietransfer. Wenn ein Kunde die Technologie selbst weiterentwickeln möchte, ermöglichen wir das. 

Ein entscheidendes Stichwort bei der Entwicklung ist die Übertragungstechnologie, wobei SPE immer wichtiger wird. Wie lange beschäftigen Sie sich bereits damit? 

Wir setzen seit über zehn Jahren Produktplattformen mit Industrial Ethernet ein, konkret mit 100-Megabit-Technologie in mobile Arbeitsmaschinen. Damit realisieren wir eine modulare Steuerungstechnik. Als das AEF (Agricultural Electronics Foundation) begann, sich mit 1000Base-T1 als Basis für die nächste Generation High Speed Isobus zu beschäftigen, sind wir ebenfalls eingestiegen. Bereits auf der letzten letzten Agritechnica als Weltleitmesse für Agrartechnik haben wir unsere Plattform display mit SPE gezeigt. Wenn ich zurückrechne, haben wir uns etwa zwei Jahre vorher intensiv mit der Umsetzung beschäftigt. Insgesamt sind wir also seit vier bis fünf Jahren im Bereich SPE aktiv. Ethernet in Mobilen Arbeitsmaschinen ist schon seit über 10 Jahren ein Thema bei uns. 

Sind Sie auch in die Gestaltung und Weiterentwicklung von Netzwerken und Allianzen involviert? 

Wir sind durchaus über das AEF an der Standardisierung der ISO Normen für High Speed ISOBUS und ISOBUS beteiligt. Netzwerk-Standards wie 802.11 ff entwickeln wir aber nicht selber weiter. 

Welche Eigenschaften von SPE schätzen Sie besonders? 

Ein klarer Vorteil ist die Reduktion der Steckverbinderkontakte. Wenn man von einem klassischen Ethernet-System mit vier oder sogar acht Adern auf nur zwei Adern umsteigen kann, ist das eine erhebliche Verbesserung. Die Entscheidung für SPE wurde relativ schnell getroffen, als sich die Branche darauf festgelegt hat. 

Welche Vorteile bringt SPE konkret für Ihre Lösungen? 

Unsere Kernkompetenz liegt im Bereich Isobus, und das bleibt auch so. So wie wir damals im CAN-Bereich Erfahrungen mit unterschiedlichen Transceivern gemacht haben, achten wir nun von Anfang an auf die Auswahl geeigneter Steckverbinder und Kabel für SPE. Besonders im Bereich der Kabellängen gibt es gerade viele Entwicklungen, etwa. der Unterschied zwischen Type A und Type B. Unser Fokus liegt darauf, wie wir mit cleveren Designs eine hohe Wiederverwendbarkeit der Komponenten erreichen. 

Wo setzen Sie SPE konkret ein? 

Unsere Bediengeräteplattformen, vor allem unsere Produktplattform display, nutzen SPE. Wir haben zwei Produktlinien: Isobus-Terminals mit Schnittstellen für Isobus und digitale Monitorsysteme für Kamerasysteme. Zusätzlich entwickeln wir eine Produktplattform für Steuergeräte, die SPE verwendet.  

Unsere Erwartung ist, dass in der Weiterentwicklung des Isobus zu High Speed Isobus Gateways eine zentrale Rolle spielen, ähnlich wie es bei Isobus der Fall war. Das Gateway ist auch Teil des Anbaugerätes, später werden diese aber nativ 1000Base-T1 kompatibel und den Bus auch innerhalb des Anbaugerätes verwenden. 

Warum ist SPE besonders gut für den Einsatz in mobilen Maschinen geeignet? 

Die Entscheidung für Ethernet war praktisch unumgänglich, zum Beispiel da Glasfaser in mobilen Anwendungen nicht praktikabel ist. Eine kabelgebundene Ethernet-Lösung war also die beste Wahl, Wireless Lösungen kamen aufgrund der Safetey Anforderungen nicht in Frage. Im Vergleich zu klassischen Ethernet-Systemen reduziert SPE die Verkabelung und den Aufwand. 

Welche Bereiche innerhalb der mobilen Maschinen sind für Sie besonders relevant? 

Unser Schwerpunkt liegt traditionell in der Landtechnik, wo wir etwa 95 bis 98 Prozent unseres Umsatzes generieren. Unsere Entwickler haben oft einen landtechnischen Hintergrund, wodurch wir eine starke Expertise in diesem Bereich haben. 

Sie haben mit einem Partner einen Demonstrator entwickelt. Können Sie ihn kurz beschreiben und erklären, warum er entstanden ist? 

Der Demonstrator entstand für einen Gemeinschaftsvortrag mit unserem Partner für digitale Kamerasysteme. Das Ziel war, Edge-KI-Anwendungen zu demonstrieren. Konkret erkennt die Kamera, wenn ein Schlepper ins Bild fährt. Diese Erkennung kann sowohl in der Kamera als auch im Display verarbeitet werden. Das System aktiviert dann automatisch das Förderband, um die Bonbons in den Anhänger zu transportieren. 

Wo wird SPE in diesem Demonstrator eingesetzt? 

Die Ethernet-Verbindung zwischen Kamera und Terminal nutzt SPE. Theoretisch könnten wir auch die Verbindung zwischen Terminal und Steuergerät über SPE realisieren, in diesem Fall haben wir jedoch CAN verwendet, um beide Welten zu verbinden. 

Wie fügt sich SPE in Ihr Gesamtsystem ein? 

Unsere Geräte sind modular aufgebaut, sodass Kunden individuelle Konfigurationen wählen können. Wer zum Beisspiel mehr Speicher oder eine HSI-kompatible Schnittstelle benötigt, kann diese einfach hinzufügen. So erreichen wir eine hohe Wiederverwendbarkeit zwischen unseren Produktplattformen. 

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Harting bei SPE aus? 

Harting kennen wir schon lange, da sie zum Beispiel M12-Steckverbinder anbieten, die sich in unseren Anwendungen bewährt haben. Die geografische Nähe (circa eine Stunde Fahrt) erleichtert die Zusammenarbeit. Gemeinsam haben wir verschiedene Tests durchgeführt, um die Unterschiede zwischen SPE Type A und Type B zu evaluieren. 

Vergangenes Jahr haben wir gemeinsam auf einer Messe ausgestellt: Harting zeigte Steckverbinder und Switches, wir haben unsere Komponenten bereitgestellt. Unsere Tests ergaben, dass sich Type B mit hochwertigen Kabeln oft genauso gut verhält wie Type A. Wir schätzen an Harting die praxisnahe und flexible Herangehensweise an solche Themen. 

Autor: Das Gespräch führte Michael Kleine 

Bilder: Anedo GmbH, Timo Lutz Werbefotografie 

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