Leitungen

Hydraulische Leitungssysteme für Müllfahrzeuge

Hydraulische Leitungssysteme für Müllfahrzeuge

Müllfahrzeuge müssen auch in verkehrsberuhigte Innenstädte – emissionsarm, sicher, wendig und leise. Hersteller entwickeln innovative Konzepte, und Stauff trägt mit Schellen und Komponenten für hydraulische Leitungssysteme dazu bei. 

Rund 40 m hydraulische Rohrleitungen, 60 m Schlauchleitungen und 100 m Elektrokabel müssen in einem einzigen Standard-Hecklader, dessen Aufbau rund sieben Tonnen wiegt und elf Tonnen Abfall aufnehmen kann, platzsparend geführt, leckagefrei verbunden und sicher befestigt werden. Die Branche steht mitten in der öffentlichen Diskussion über den Verkehr in Städten und Wohngebieten: Die Fahrzeuge sollen emissionsarm oder nach Möglichkeit emissionsfrei sein, sicher durch den Auto-, Fahrrad-und Fußgängerverkehr in teils beengten Straßenverhältnissen navigieren können, geräuscharm zum Schutz der Anwohner und keinesfalls umweltgefährdend durch austretendes Öl oder Fahrzeugbrände sein. 

Hydraulik von Anfang an gedacht  

Hersteller müssen dem hydraulischen Leitungssystem viel Aufmerksamkeit entgegenbringen, während der Trend im Maschinenbau gleichzeitig dahin geht, sich auf die eigenen Kernkompetenzen zu konzentrieren und die Verantwortung für fachfremde Bereiche an Unternehmen mit entsprechender Expertise abzugeben. Stauff, der deutsche Hersteller sämtlicher Komponenten hydraulischer Leitungssysteme aus eigener Entwicklung und Fertigung, bietet hierzu ein eigenes Konzept: Das Programm „Stauff Line“ beinhaltet das komplette Portfolio an Leitungs-, Verbindungs- und Befestigungskomponenten inklusive der gebogenen Rohrleitungen und bietet Kundenbetreuung von der Konzeption bis zur Umsetzung hydraulischer Leitungssysteme. Dazu gehören Liefermodelle, die auf die komplexen Prozesse beim Hersteller abgestimmt sind. Auch Baugruppen haben sich als sinnvoll erwiesen, weil sie nicht nur den Aufwand und die Komplexität vor Ort reduzieren, sondern auch die Sicherheit erhöhen. Denn die meisten Leckagen entstehen durch Montagefehler.  

Der Slogan der internationalen Stauff Group „Connect with Stauff“ fokussiert noch stärker die Engineering-Kompetenz des Unternehmens und lädt Konstrukteure und Projektmanager der Erstausrüster ausdrücklich zur noch engeren Zusammenarbeit ein. Mehrere internationale namhafte Hersteller von Müllfahrzeugen schätzen bereits die Kooperation mit dem Stauff Engineering am deutschen Stammsitz des Unternehmens, zumal die Belieferung und Betreuung durch die internationalen Niederlassungen und Händler der Stauff Group gewährleistet sind. Die wichtigsten hydraulisch angetriebenen Funktionen sind die Seiten- oder Hecklifter, mit denen Mülltonnen oder Container angehoben und gekippt werden, so-wie die Müllpressen im Inneren des Aufnahmebehälters. Hier können die Hydraulikexperten ansetzen.  

Für garantierte Leckagefreiheit  

Das Stauff Engineering empfiehlt angesichts starker Vibrationen und permanenter Druckschläge das stärkste Rohrverbindungssystem Stauff Form EVO. Bis zu 1 000-mal wird der Lift in einer 8-Stunden-Schicht in einem Wohngebiet betätigt, wobei die meisten Vibrationen beim Ausschlagen der Tonnen entstehen. Das Verbindungskonzept: Mit der Stauff Form EVO Maschine wird das Rohrende so umgeformt, dass beim Verschrauben mit einem herkömmlichen Verschraubungskörper und einer Überwurfmutter eine sogenannte formschlüssige Verbindung entsteht. Der einzige denkbare Leckageweg wird mit einer Viton-Dichtung zusätzlich abgesichert. 

Im Unterschied zum Umformsystem entsteht eine Schneidringverbindung dadurch, dass ein metallener Ring mit zwei Kanten beim Anzug einer Überwurfmutter in die Rohroberfläche – wie der Name schon sagt – einschneidet. Durch diesen Materialeinschnitt wird die Vibrationsresistenz begrenzt. Demgegenüber hat das Umformsystem eine höhere Ausreißfestigkeit, die unter extremen Bedingungen – starken Druckschlägen und vibrierenden Belastungen wie in den Müllfahrzeugen – einen Sicherheitsvorteil darstellt. Hersteller setzen, um durch auslaufendes Öl verursachte Brände oder Ölspuren, die Anwohner und Auftraggeber verunsichern und für negative Aufmerksamkeit sorgen, zunehmend auf die ausdrückliche Empfehlung der Stauff-Experten.  

Schellen reduzieren Vibrationen und Lärm  

Um den Lärmpegel in den hydraulischen Leitungssystemen der Fahrzeuge zu senken, empfiehlt Stauff NRC-Schellen, Noise Reduction Clamps. Diese Spezialschellen, mit denen Rohrleitungen beispielsweise am Maschinengehäuse befestigt werden, haben einen speziell geformten zweiteiligen Elastomereinsatz, der in den Schellenkörper aus Polypropylen oder Polyamid integriert ist. Er entkoppelt die Rohrleitung von der Umgebungskonstruktion, reduziert damit die Übertragung von Vibrationen in beide Richtungen und reduziert merklich den Geräuschpegel. Die NRC-Schellen sind mit dem herkömmlichen, normenkonformen Befestigungszubehör aus Stahl und Edelstahl kompatibel. Das Zubehör muss also bei der Umstellung auf NRC-Schellen in der Fertigung nicht ausgetauscht werden. 

Der Beitrag dieser Schellen zur Lärmreduzierung erscheint angesichts der vielfach schweren und großen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor eher unbedeutend. Doch zum einen sprechen wir bei 40 m Hydraulikrohr und 60 m Schlauchleitungen von grob geschätzt bis zu 100 Befestigungen. Zum anderen stellen Entsorgungsbetriebe ihre Fuhrparks zunehmend auf elektrisch oder hybrid angetriebene Fahrzeuge um, sodass jedes Dezibel, das eingespart werden kann, noch mehr ins Gewicht fällt. In engen Altstädten, Fußgängerbereichen oder Parkanlagen sind längst kleine wendige Wagen im Einsatz, die kaum zu hören sind.  

Leitungen kompakt und sicher befestigen 

Während mit Standard-Schellen in der Doppel-Baureihe maximal zwei Leitungen pro Schellenkörper befestigt werden können, wurden Stauff MLC-Schellen (Multi-Line Clamps) für die Aufnahme von bis zu sechs Leitungen konzipiert. Besonders interessant für den Einsatz in Müllfahrzeugen: MLC-Schellen sind für Rohre, Schläuche oder Kabel geeignet. Wie oben erwähnt kann das elektrische „Nervensystem“ eines Standard-Müllwagens bis zu 100 m lang sein. Rohre und Schläuche werden oftmals parallel geführt. Auf Anfrage liefert Stauff auch Multi-Line Schellen für bis zu sechs Leitungen unterschiedlichen Durchmessers. Kleinere Auflagen können schnell und kostengünstig im 3D-Druck produziert werden. 

Mit MLC-Schellen wird für die Befestigung der gleichen Anzahl an Leitungen erheblich weniger Bauraum oder Befestigungsfläche gebraucht. Ein Beispiel: Die Gesamtlänge einer Schelle für sechs Leitungen in Baugröße 3 beträgt nur 216 mm. Sechs nebeneinander angeordnete DIN-Schellen der Standard-Baureihe benötigen 300 mm. Die Anzahl an notwendigen Komponenten ist geringer, nicht nur die Menge der erforderlichen Schellen. Auch alle weiteren Komponenten, die zur sicheren Befestigung hydraulischer Leitungen gebraucht werden, sind reduziert: Deckplatten beziehungsweise Schweißplatten, Schienenmuttern, Sicherungsplatten, Aufbauschrauben, sonstige Adapter und weiteres Zubehör. Je weniger Komponenten angebracht, geschraubt und geschweißt werden müssen, umso kürzer ist die Montagezeit und umso geringer die Gefahr von Montagefehlern.  

Autor: Boris Mette, Leitung Marketingkommunikation bei Stauff, in Werdohl 

Bilder: Stauff; Zoeller 

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