Elektrogreifer

Ein Greifer holt alles raus!

Ein Greifer holt alles raus!

Mit dem Großhubgreifer ELG von Schunk gelingt bei Girstenbrei Recycling die Handhabung von Bauzaunfüßen aus Recyclingmaterial wirtschaftlich, effizient und ergonomisch. Dank der Greifer-Konfiguration an Ort und Stelle erfolgte die Anlagenauslegung transparent und zeitsparend. 

In jedem Gebäude sind kilometerlang Kabel verlegt, versteckt oder sichtbar, um Geräte und Räume mit Strom und anderen Medien zu versorgen. Sie sind vielfache Lebensadern. Doch wohin mit ausgedienten oder schadhaften Kabeln?  

Kabel gehören nicht in die Mülltonne, sie sind Elektroschrott und werden beim Händler oder auf Wertstoffhöfen eingesammelt. Von dort gelangen sie in Verwertungsanlagen, zum Beispiel zu Girstenbrei Recycling im bayerischen Blindheim. „Wir zerlegen hauptsächlich Kabel-, Stecker- und Verbundschrott“, erläutert Geschäftsführer Wolfgang Girstenbrei. Das Unternehmen löst die Kabelverbunde über mehrstufiges Zerkleinern und trennt die jeweiligen Bestandteile. Aus den Metallkernen holt Girstenbrei neben Aluminium und hochfesten Legierungen noch jede Menge Restkupfer. Und aus der Kabelummantelung entstehen Bauzaunfüße unterschiedlicher Ausführungen. „Seit wir die Roboteranlage mit dem ELG-Greifer von Schunk betreiben, nutzen wir die volle Kapazität unserer Recyclinganlage“, sagt Wolfgang Girstenbrei überzeugt. 

Optimale Ressourcennutzung 

Diese Schilderständer und Standfüße – auch Bakenfüße genannt – kennt jeder, weil sie zum gewohnten Bild einer temporären Baustelleneinrichtung gehören. Die dunkelgrauen, unscheinbaren Bauteile bleiben meist unbeachtet. Beachtenswert ist allerdings deren Herstellungsprozess.  

Girstenbrei zerkleinert die Kabelummantelung – die gängigen Isolier- und Mantelmaterialien bestehen aus Low Smoke Zero Halogen (LSZH), Polyvinylchlorid (PVC), Polyurethan (PUR) oder Polyethylen (PE) – und führt sie einer Spritzgießmaschine zu. Hier wird der Post-Consumer-Kunststoff in 16 verschiedenen Bauteilausführungen zu Schilderfüßen geformt – ohne Neukunststoff und seinerseits wieder komplett recycelbar. Je nach Variante sind die Füße zwischen 25 und 35 Kilogramm schwer. 

„Wir haben keine Mitarbeiter mehr gefunden, die dieses Gewicht noch heben wollen oder können“, berichtet Wolfgang Girstenbrei. „Mit der manuellen Entladung der Spritzgießmaschine konnten wir unsere Anlage nur zu rund 70 Prozent auslasten, das war viel zu langsam. Etwa alle 20 bis 30 Sekunden gibt die Spritzgießmaschine ein fertiges Bauteil frei. „Es muss aufgenommen und zum Palettenplatz transportiert werden, eine ganz Schicht lang. Die manuelle Handhabung ist aus unserer Sicht nicht mehr zumutbar“, meint der Geschäftsführer. Effizienz, Ergonomie, Mitarbeiterentlastung und Arbeitskräftemangel und waren also die Gründe dafür, diese Prozessstation zu automatisieren. 

Erfolgreich in Robotiklösung 

„Platz genug war vorhanden, und im Bereich roboterbasierte Automatisierung haben wir einschlägige Erfahrung“, versichert Hayati Güngör, Projektmanager bei GD Engineering und Automation im bayerischen Friedberg. Der Systemintegrator ist spezialisiert auf individuelle, anwenderspezifische Automatisierungslösungen und hat für das vollautomatische Handling der recycelten Bauzaunfüße bei Girstenbrei eine passgerechte Anlage konzipiert, programmiert und fertiggestellt. 

Die Bauteile aus der Spritzgießmaschine gelangen über eine Fördertechnik zur Greifstation. Hier nimmt ein Kuka-Sechsachser die Teile mit dem elektrischen Großhubgreifer ELG von Schunk auf. Eine Kameraapplikation samt Bilderkennung direkt über dem Greifplatz liefert die Information, um welches Bauteil es sich handelt. „Wir haben ja die besondere Herausforderung, dass 16 verschiedene Bauteilvarianten zu handhaben sind – plus eine leere Palette“, erläutert Hayati Güngör. „Das erledigt alles ein und derselbe Greifer. Es erfolgt kein Umrüsten, keine Pause, kein Zeitverlust. Alle 17 Greifmuster sind hinterlegt, und dank Software sind wir hier auch für die Zukunft flexibel.“ 

So nimmt der ELG einen fertig gespritzten Bauzaunfuß nach dem anderen auf, und der Kuka verfährt auf einer Linearschiene als siebter Achse zwischen Greifstation und den jeweiligen Palettenplätzen. Das System meldet eine volle Palette automatisch; der Werker holt sie via Hubwagen zum Umreifen und finalen Abtransport ab. „Diese automatisierte Anlage läuft jetzt seit Januar 2024 im Dreischichtbetrieb, und sie macht, was sie soll: Sie fährt in voller Auslastung“, lobt Wolfgang Girstenbrei. „Mit ihr wurde eine echte Erleichterung erfolgreich greifbar.“ 

Transparenz und Zeitgewinn 

Beeindruckt hat ihn auch die schnelle Umsetzung – von der Idee bis zur Anlagenrealisierung dauerte es nur rund ein ha lbes Jahr. „Das ist dem ELG-Konfigurator von Schunk zu verdanken“, weiß Hayati Güngör. „Wir hatten für die geplante Roboteranlage bei Schunk einen Greifer angefragt“, resümiert er den Entscheidungsprozess. „Schunk hat uns den ELG sowie die pneumatische Variante PLG samt der Konfiguratoren im Rahmen einer Roadshow detailliert vorgestellt. Gleich war klar, dass es der ELG sein wird,“ stellt der Projektmanager fest: „Erstens ist der elektrische Greifer leichter, was den Handlingprozess effizienter macht. Und zweitens sind die Greiferfinger über den Motor vorpositionierbar – ein unschlagbarer Vorteil für die Flexibilität bei so vielen Bauteilvarianten.“  

Die Konfiguration erfolgte an Ort und Stelle und überraschte den Kunden. „Das beispielhafte Durchspielen des tatsächlichen Handlingprozesses vor Ort anhand der konkreten Parameter lieferte uns ein schnelles Angebot und sofortige Kalkulationssicherheit“, berichtet Hayati Güngör begeistert. „Dieser digitale Prozess brachte uns Transparenz für die spezielle Applikation und einen enormen Zeitgewinn bei der Bestellung. Das war eine Top-Beratung auf Augenhöhe, und die Integration des Greifers war ganz einfach“, resümiert Hayati Güngör. 

Für Girstenbrei Recycling war der ELG-Konfigurator Basis für den schnellen Projekterfolg, und der ELG selbst ist ein Garant für das reibungslose Handling der Bauzaunfüße im Betriebsalltag: Zuverlässig und robust handhabt er die vielen Bauteilvarianten auch in der staubigen, rauen Umgebung eines Recyclinghofs. Die Automatisierungslösung vermeidet Zeitverluste und optimiert den Anlagenoutput. Nicht zuletzt entlastet sie die Mitarbeiter und unterstützt dabei, ein ergonomisches Arbeitsumfeld zu schaffen. Mit der Greiflösung trägt Schunk maßgeblich dazu bei, den Taktzeitvorteil zu nutzen und Fachkräftelücken zu schließen.  

Bilder: Schunk SE & Co. KG 

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